1. Städtebauliche Situation
Das neue Stadtmuseum soll sich zum Stadtraum öffnen und ein weithin sichtbares Zeichen in die Stadt setzen, ohne die historischen Fassaden und den Charakter des Hauses zu schwächen. Un umgekehrt bildet das Projekt auch die Blickbeziehung vom Museum über die Stadt aus.
Wegen der ruhigeren Verkehrssituation bleibt der Haupteingang an der Wilhelmstraße. Diese wird nördlich des Ständeplatzes als Eingangszone zum Museum durch besondere Bodenmaterialien hervorgehoben und übergangslos, d.h. ohne Stufen und ohne Materialwechsel in das Innere des Museums fortgesetzt. Der betriebsinterne Eingang und die Ladetätigkeiten werden vom Haupteingang getrennt und an den Innenhof am Nordende des Grundstückes gelegt.
2. Ausstellungsgefäß
Das historisch nicht authentische Satteldach wird entfernt. Das Hauptvolumen des Neubaus wird als röhrenförmiges Gefäß parallel zur Wilhelmstraße auf den Hauptflügel gepackt und nimmt die Proportionen des Bestandes räumlich versetzt auf. Im Erdgeschoß liegt der Vortragssaal, darüber stapeln sich drei ruhige, weitgehend stützenfreie Ausstellungshallen. Die oberen beiden können durch den Versatz der Baukörper mit Tageslicht versorgt werden.
3.Vertikales Foyer
Die wesentlichen öffentlichen Bereiche liegen vom Eingang aus gesehen rechts. Daraus ergibt sich eine Drehung des Besuchers, die wir in ein schraubenartig gedrehtes Treppenhaus übersetzen: das Foyer schraubt sich im völlig entkernten Eckresalit nach oben und mündet in ein Café und eine Aussichtplattform, die in Richtung Stadtzentrum zurückblickt. Die dem Stadtkern zugewandte Ecke des neuen Volumens ist schräg aufgeschnitten und kristallartig großflächig verglast. Es entsteht ein Fenster zur Stadt. Das Tageslicht strömt über dieses Eck und durch das luftige Treppenhaus bis ins Untergeschoß. Der quadratische Eckturm mit seinem 23m hohen Lichtraum und der geschraubten Treppenskulptur bildet als vertikales Foyer das Herzstück unseres Entwurfs.
4. Organisation
Jedem der drei bestehenden Gebäudeteile wird ein Funktionsbereich zugeordnet: Lobby und Foyer kommen als vertikaler öffentlicher Raum in den Eckresalit, Vortragssaal und Ausstellungshallen liegen im aufgedoppelten Hauptflügel entlang der Wilhelmstraße und die internen Funktionen werden im kleineren Flügel am Ständeplatz organisiert.
5. Tragwerk
Der Um- und Zubau des Museums besteht im wesentlich aus zwei konstruktiven Maßnahmen: Ertüchtigung des Altbaus und Errichtung einer Ausstellungsbox.
Die Decken und teilweise auch die Wände des Eckgebäudes werden durch vorgesetzte Stahlbetonrahmen ersetzt. Die Rahmen werden über Anker konstruktiv mit dem bestehenden Mauerwerk der Außenwände verbunden Diese Maßnahme ermöglicht die entsprechende horizontale Steifigkeit der Fassade und des Gesamtgebäudes.
Um Eingriffe im Bestand und damit die Kosten gering zu halten, werden die vertikalen Lasten der neuen Stahlbetonbox an vier Punkten über Wandscheiben direkt in den tragenden Grund geleitet.